Fortwährender Kostendruck, neue disruptive Innovationen wie Elektromobilität und Digitalisierung, stagnierende Marktentwicklungen, Klimawandel und global Sourcing. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Es gibt wenige Branchen, auf die sämtliche weltweite Megatrends so sehr zutreffend sind, wie die Automobilindustrie und sich dabei so fundamental in ihrer Herausforderung widersprechen. Dies lässt sich nur durch ein holistisches Komplexitätsmanagement auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Unternehmen beantworten. Durch das Zusammenspiel des Produktprogramms, der Produktarchitektur, der Prozesse und der Organisationsstruktur kann das Komplexitätsmanagement mit all seinen Methoden und Tools die volle Kraft entfalten. Dabei lässt sich noch großes Potenzial im Netzwerk zwischen den OEMs und den Zulieferern heben.
Die Herausforderung für OEMs besteht in der Bereitstellung innovativer marktadäquater Endproduktvielfalt bei gleichzeitiger Beherrschung der internen Komponenten- und Prozessvielfalt und unter dem Druck immer kürzerer Produktlebenszyklen sowie kapitalintensiven Technologien. Zahlreiche Projekte haben gezeigt, dass hier nachhaltige Komplexitätsmanagementansätze unumgänglich sind. In vielen Unternehmen ist die nächste Evolutionsstufe im Komplexitätsmanagement ein Umdenken in den eigenen Produktentstehungsprozessen. Die Rolle der Zulieferer rückt verstärkt in den Fokus. Die OEMs müssen noch aktiver und grundlegender – schon bei der Definition der Fahrzeugarchitekturen – die Zulieferer mit ihren Fähigkeiten und Randbedingungen integrieren.
Für die Systemlieferanten und Komponentenhersteller besteht eine der wesentlichen Herausforderungen in der Bereitstellung effizienter Produktions- und Logistikstrukturen zur Bewältigung der Komplexität. Aus unseren Projekten wissen wir jedoch, dass die Gestaltung dieser Strukturen noch weiteren Einflussgrößen auf die Supply Chain unterliegt. Systemlieferanten stehen außerdem vor der Herausforderung ihre Produkte unabhängig vom OEM komplexitätsoptimal zu gestalten, um durch Skaleneffekte die eigene Rendite zu maximieren. Sie gehen dazu über, eigene modulare Architekturen einzuführen und Anforderungskommunalitäten nutzbar zu machen. Beide Zuliefererrollen wandeln sich vom reinen Bauteillieferanten hin zum integrierten Entwicklungspartner für die OEMs.